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Was eine gute Führungskraft ausmacht

Eike Eilks, Interim Manager, Berater und Coach
Studien und Umfragen über das Thema „Führungskräfte“ gibt es viele. Die Ergebnisse sind sich in einem einig:  Führungskräfte sind einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf das Arbeitsklima und die Produktivität in einem Unternehmen. Dabei liegt die den Mitarbeitern entgegengebrachte Achtung und Wertschätzung weit vor anderen Faktoren wie „Gehaltshöhe“, „Umfeld“, „Aufgabe“ oder „Renommee“.

Damit haben die Führungskräfte maßgeblichen Einfluss auf die Zufriedenheit der Arbeitnehmer und auf die Fluktuation. In Bewertungsforen, wie z.B. „kununu“ oder in sozialen Medien wird das Verhalten der Führungskräfte als häufigster Kündigungsgrund genannt. Weit häufiger beispielsweise als unterdurchschnittliche Bezahlung, ein schwieriges Arbeitsumfeld oder fehlende Entwicklungschancen. Es stellt sich damit die wichtige Frage: Was zeichnet eine gute Führungskraft aus?
Was zeichnet eine gute Führungskraft aus?

Kommunikation

Eine gute Führungskraft ist ein hervorragender Kommunikator. Er hört seinen Mitarbeitenden zu und er verteilt Informationen. Mit einem offenen Ohr für die Probleme und die Anliegen seiner Mitarbeiter ist er ein guter Zuhörer. Das versetzt ihn in die Lage ihre Situation zu verstehen, angemessen darauf zu reagieren und ggf. zur Lösung beizutragen. Jedoch tut er dieses mit der Empathie eines Freundes. Er übernimmt nicht die Verantwortung für das Lösen des Problems, sofern sich dieses nicht in seiner direkten Verantwortung befindet.

Wesentlich für das Engagement eines Teams ist eine intrinsische Motivation, die auf Kenntnis der Gründe für eine Aufgabe basiert. Hierzu wird eine gute Führungskraft einen guten Informationsstand im Team sicherstellen. Neben den sachlichen Informationen teilt er auch Befürchtungen und Probleme.

Vertrauen

Eine gute Führungskraft kennt seine Mitarbeiter und bringt diesen seine Wertschätzung für ihre Fähigkeiten und ihre Person entgegen. Diese Wertschätzung drückt sich vor allem auch in Form von Vertrauen aus.

Er macht daher weder detaillierte Vorgaben zum Arbeitsablauf, noch kontrolliert er diesen im Detail. Er lässt Raum für Entscheidungen, Ideen und Experimente. In einer solchen Atmosphäre kommunizieren die Mitarbeiter von sich aus sowohl über ihre Erfolge als auch über ihre Misserfolge mit dem Hintergrund, den anderen Mitgliedern die Gelegenheit zu geben, zu lernen.  Hieraus entstehen Selbstständigkeit und intrinsische Verantwortungsübernahme für die Ziele des Teams. Stringente Vorgaben würden dagegen die Entwicklung der Teams, als auch die persönliche Entwicklung jedes einzelnen Mitarbeiters behindern und reduzieren deren Leistung auf die Ausführung von Vorgaben. Kreativität stirbt. Teamarbeit reduziert sich zur Arbeit in Gruppen. und begrenzt diese auf die definierten Schnittstellen. Was nicht definiert ist bleibt liegen. Eine erfolgreiche Führungskraft benötigt Vertrauen für seine eigene Person. Diese kann er jedoch nicht einfordern, sondern muss sie erwerben. Er vertritt im Handeln und in der Kommunikation identische Werte und steht zu seinem Wort. Eine gute Führungskraft ist im positiven Sinne für seine Mitarbeiter berechenbar und verlässlich. Dazu gehört auch Fairness gegenüber jedem Einzelnen. Er versucht bei der Beurteilung der Mitarbeiter immer den gleichen Maßstab anzuwenden, unabhängig von Situation, Status oder Person. Fehler, Schwächen und Defizite werden als wertvolle Indikationen verstanden, da diese im seltensten Fall Provokationen oder Absicht sind. Somit sind z.B. Wutanfälle als Reaktion inakzeptabel, ebenso wie das Statuieren eines Exempels. Sind trotz bereits erfolgtem Feedback dennoch Sanktionen erforderlich um Veränderungen zu erreichen, so werden zunächst gesichtswahrende Mittel angewendet, deren Aussage aber eindeutig ist.

Visionen und Strategien

Eine erfolgreiche Führungskraft hat eine klare Vision davon, wohin er sein Team führen will. Um dieses zu erreichen, muss er diese Vision kommunizieren, sie mit seinem Team teilen und idealerweise auch emotional erfahrbar machen. Er versucht, mit dieser Vision die Mitarbeiter zu inspirieren. Wenn die Mitarbeiter sich hinter der Vision versammeln, werden sie Wege entwickeln, um sich als Team fokussiert in Richtung des Zieles zu bewegen und dieses auch zu erreichen.

Führen bedeutet Zuhören und offen zu sein für neue Ideen . Gute Führungskräfte nehmen die Ideen der Mitarbeiter auf und integrieren diese in die Vision. Die Offenheit für diese Ansätze drückt Respekt gegenüber den Mitarbeitern aus und fördert das Vertrauen zwischen Chef und Mitarbeiter. Die Vision entwickelt sich somit ständig weiter. Auch auf der individuellen Ebene werden Aufgaben und Rollen im Sinne dieser Vision besprochen und klar vereinbart. Jedem Mitarbeiter ist sein Beitrag zur Vision klar. Die individuelle Förderung jedes einzelnen Mitarbeiters basiert und entsteht hieraus. Die Fähigkeit der Führungskraft konstruktiv und wertschätzend ehrliches Feedback zu geben, ist dabei eine wesentliche Quelle, die vor allem auch die Anerkennung erbrachter Leistungen, Erfolge und Entwicklungen umfasst. So wie sich die Vision der Aufgabe des Teams durch externe Einflüsse verändert, verändern sich auch die Aufgaben und Herausforderungen der einzelnen Mitarbeiter mit diesen Veränderungen. Dieser Prozess wird kontinuierlich gepflegt.

Mentor

Eine gute Führungskraft ist ein guter Mentor. Er versteht sich in erster Linie als Coach seiner Mitarbeiter und nicht als Chef, auch wenn er letztere Rolle insbesondere hinsichtlich der Verantwortung für das Ganze voll und ganz wahrnimmt.

Konflikte

Wo Menschen zusammen arbeiten entstehen Konflikte, selbstverständlich auch in einem sehr gut funktionierenden Team. Konflikte, Probleme und Komplikationen sind aber kein Grund zur Beunruhigung oder lauter und aggressiver Reaktionen. Im Gegenteil bieten sie Anlass und Chance für Innovationen und Verbesserungen. Konflikte sind nur selten auf der Sachebene zu lösen, auch wenn die Nutzung dieses Hebels sehr verbreitet ist. Konflikte finden immer (und meist in erster Linie) auf der Beziehungsebene statt.  Dieses Faktums ist sich eine gute Führungskraft bewusst. Dispute, die sich auf der Sachebene lösen lassen, sind bestenfalls Probleme. Oft aber zeigen sie beginnende Konflikte auf.

Die Führungskraft nimmt eine Rolle als Mentor ein. Er adressiert die Probleme und versucht diese gemeinsam mit den Parteien zu lösen.  Wenn notwendig steht er mit Rat und Tat zur Seite und versucht den Zusammenhalt im Team zu stärken. Ziel ist es die Kompetenz im Team, mit den Problemen und Konflikten umzugehen, zu steigern. Manche Probleme machen bereits bestehende, aber verdeckte Konflikte sichtbar. Leider sind nicht alle Konflikte mit vertretbarem Aufwand zeitnah lösbar. Manchmal muss auch akzeptiert werden, dass der Aufwand einen Konflikt zu lösen erheblich größer ist, als die Folgen des Konfliktes oder dass ein inakzeptabler Zeitaufwand benötigt wird. Wir dürfen nie vergessen, dass wir uns in einem Wirtschaftsumfeld bewegen und in Summe „der Laden“ laufen und Geld abwerfen muss.

In solchen Fällen muss die Führungskraft selbst die instanziierte Lösung des Konfliktes werden, indem er eine klare Entscheidung trifft. Wichtig ist, dass eine solche Entscheidung gut begründet wird und die Führungskraft die Verantwortung für die Entscheidung übernimmt. Dabei wird allen Standpunkten Wertschätzung entgegengebracht und es wird darauf geachtet, dass die „Rolle“ der durch eine solche Entscheidung „unterlegenen“ Partei immer wieder andere im Team trifft, auch wenn dabei manchmal der vermeintlich zweitbeste Weg eingeschlagen wird. Auch ist es wichtig, den zwar nun entschiedenen, aber real nicht beseitigten Konflikt im Auge zu behalten und diesen ggf. zu einem anderen Zeitpunkt zu marginalisieren.

Erfolge

Es ist für ihn selbstverständlich die Anerkennung von Erfolgen auf die Mitarbeiter zu adressieren, die am Erfolg beteiligt waren. Fehler und Schwächen dagegen sind immer eine „Leistung“ des gesamten Teams, für das die Führungskraft die Verantwortung übernimmt. Dieses verbindet die Mitarbeiter und nimmt ihnen Ängste.

Freiheit von Angst

Eine gute Führungskraft legt gleichermaßen Wert auf den Erfolg in der Sache, wie auf das Wohlbefinden der der Mitarbeiter.  Das Fehlen von Angst ist dabei ein wesentlicher Faktor.

Um Veränderungen und Erfolge zu erreichen sind oft mehr oder minder hohe Risiken notwendig. Um zu entscheiden, ob diese eingegangen werden, bedarf es einer Abschätzung zwischen dem Risiko und dem möglichen Erfolg. Auch wenn es in der Realität nicht möglich ist, sollte versucht werden diese Abschätzung weitestgehend auf Basis objektiver Kriterien vorzunehmen. Angst ist hierbei wenig hilfreich. Eine gute Führungskraft stärkt das Vertrauen der Mitarbeiter untereinander und schafft eine Atmosphäre, in der jeder seine Ideen einbringt und für diese von anderen weder verurteilt oder, noch schlimmer, lächerlich gemacht wird. Im Gegenteil: Ideen werden geschätzt und ergebnisorientiert beurteilt. Dabei sieht sich die Führungskraft nicht als erster Experte unter den Mitarbeitern, sondern moderiert den Entscheidungsprozess. Auch Entscheidungen, die sich im Nachhinein, als ungünstig herausgestellen, werden mit ihren Ergebnissen willkommen geheißen. Sie bieten eine Quelle sich weiterzuentwickeln. Gerade dieses Verständnis auszulösen ist eine anspruchsvolle Aufgabe für die Führungskraft.

Der Unternehmenserfolg

Gute Führungskräfte führen ihre Teams im Sinne der Unternehmensziele und des Unternehmenserfolges. Diesen zu erreichen wird als eine gemeinsame Leistung aller Teams verstanden. Kooperation zwischen allen Teams ist hierbei die Voraussetzung und verhindert konkurrierendes Verhalten im Unternehmen. Der Umgang mit von diesem Verständnis abweichenden Zielvorgaben ist dabei ein schwieriges Thema, das ich an dieser Stelle nicht behandeln will.

Gute Führungskräfte sind entscheidungsfreudig, aber nicht impulsiv. Sie informieren sich über die wesentlichen Sachverhalte, analysieren diese kurz und treffen anschließend auf Basis der Wahrnehmungen und Einschätzungen ihrer Mitarbeiter und ihres eigenen Verständnisses eine Entscheidung. Dabei werden die Entscheidungen weder aufgeschoben, noch in die Länge gezogen. Im Regelfall bindet er sein Team in die Entscheidungsfindung ein. Die Verantwortung für die getroffene Entscheidung wird dabei eindeutig von der Führungskraft übernommen. Er versteckt sich nicht hinter einzelnen Mitarbeitern noch hinter Einflüssen von außen.

Fazit

Wir sehen, es gehört eigentlich nicht viel dazu eine gute Führungskraft zu sein. Damit dieses wenige allerdings umgesetzt werden kann und wirkt, darf es kein kognitiv angewandtes Wissen sein, sondern die selbstverständliche Lebensgrundeinstellung der Führungskraft, die sich mehr als Kollege und Coach, denn als Führungskraft und Vorgesetzter sieht, ohne letzteres aber zu vernachlässigen. Das ist weniger trivial als es zunächst erscheint. Die beschriebenen Einstellungen und Verhaltensweisen basieren auf einigen wenigen persönlichen Merkmalen, die gute Führungskräfte verbinden:
  • Eine gewisse Demut vor der Aufgabe
  • die Motivation zur Selbstreflexion
  • die Offenheit und der Wunsch Neues zu lernen
  • und damit echtes Interesse an persönlicher Weiterentwicklung
  • sowie nicht zuletzt eine persönliche Integrität
Die Tatsache, dass Sie diesen Artikel angeklickt und bis zum Ende gelesen haben, ist schon ein wesentliches Indiz dafür, dass Sie eine gute Führungskraft sind oder werden.

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