Digitale Transformation

Unter dem Begriff der digitalen Transformation wird eine grundsätzlichen Veränderung von Abläufen, Prozessen und Kommunikation verstanden. Durch die Möglichkeiten der digitalen Technologien entstehen neue Formen mit denen Menschen untereinander und mit Organisationen interagieren.

Der gesellschaftliche Kontext

Im gesllschaftlichen Kontext werden die Veränderungen vor allem durch die sozialen Medien  (z.B. Facebook) sowie durch mobile Kommunikationstechnologien (z.B.: Messengerdienste) getrieben. Die Nutzung dieser Möglichkeiten führen zu gesellschaftlichen und zu sozialen Veränderungen mit neuen sozialen und kommunikativen Strukturen und Herausforderungen.

Ein paar Aspekte hierzu

„Freunde“

In unserer bisherigen Gesellschaft hatte jeder Mensch einen begrenzten Bekanntenkreis, mit dem er kommunizierte, interagierte und über deren Veränderungen und Vorkommnisse er informiert wurde. Die meisten Menschen in seinem Umfeld waren ihm persönlich und auch physisch bekannt. Kommunikation fand überwiegend bidirektional zwischen zwei Menschen oder in kleinen Gruppen statt und nutzte neben verbaler Sprache auch die Körpersprache als Medium.

Die neuen Medien lassen es heute als möglich erscheinen, hunderte von „Friends“ zu haben. Die soziale Bindung zu diesen wird jedoch reduziert. Potentielle gegenseitige emotionale Unterstützung, früher ein wesentliches Merkmal von Freundschaft, reduziert sich in der Masse auf den Austausch von Kommertaren zur Sache.

Informationen

Immer erreichbaer, immer in VerbindungDurch die neuen Medien sind in Echtzeit über alle scheinbar wesentlichen Ereignisse im Leben eines jeden Informationen verfügbar. Nachrichten werden inflationär verteilt. Statt der bidirektionalen Kommunikation zwischen zwei Menschen, findet Kommunikation oft unidirektional in Richtung von Gruppen statt.  Die Unterscheidung von „wichtig“ und „unwichtig“ verschwimmt.

Auch wenn Sprache weiterhin genutzt wird, so führt die Nutzung des elektronischen Mediums auf der anderen Seite dazu, dass die Information sorgfältig „gestaltet“ wird und in einem gewissen Maß die Intention der Information durch die Darstellung des Inhaltes manipuliert wird.

Statt im Gespräch spontan Gedanken und Emotionen auszudrücken und damit echte Inhalte zu transportieren, wird der Text mehrfach quergelesen und „designed“, bevor er versandt wird. Aus „was ist passiert und wie geht es mir“ wird „was möchte ich, was Du denkst, wie es mir geht“. 

Wo es früher ein Aufwand war, viele Freunde zu informieren, können heute große Gruppen synchron erreicht werden. Die qualitativ hochwertige Rückmeldung über die Körpersprache bei der Interaktion mit dem Kommunikationspartner geht uns verloren.

Identitäten

Die digitalen Systeme machen es heute auf einfache Art möglich, dass Menschen mehrere digitale Identitäten annehmen und mit diesen Identitäten unterschiedlich agieren. Eine Rückverfolgung auf das reale Individuum ist meist nicht oder nur unter großem Aufwand möglich. Robert Louis Stevensons Roman „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ gewinnt heute eine neue Bedeutung.

Wissen

Informationen zu jedem Zeitpunkt verfügbar Wissen zu fast jedem Thema steht via „Wikipedia“, aber auch via „Google“ nahezu unbegrenzt zur Verfügung. Die Verfügbarkeit von Wissen und deren Interpretation oblag bisher einer gebildeten Bevölkerungsschicht.

Heute kann jeder über Wissen verfügen und es interpretieren, ein wirklicher Vorteil der neuen Technologien. Allerdings lassen die neuen Technologien es auch zu, Wissen zu generieren. Und ohne dass eine qualifizierte Prüfung des „generierten Wissens“ stattfindet, kann dieses neue „Wissen“ veröffentlicht werden und wird nun als verfügbares Wissen für Jedermann greifbar.

Solches fängt an bei Tipps zu Style und Outfit und vermeindlichen Tipps für den optimierten Umgang mit Behörden, geht über medizinische Foren, die Diagnosen und alternative Therapien und Medikamente „vermarkten“ und technische Foren z.B. mit Tipps für leistungssteigernde, aber vermeintlich sichere Manipulationen am Kraftfahrzeug bis hin zu Diskussionsforen in den populistischen Kommunikationskanälen, in denen erfundenen Vorkommnisse diskutiert werden, die damit zu allgemeinem Wissen werden, obwohl sie nie statt gefunden haben.

Die resultierende Aufgabe

Diese Entwicklungen sind weder nicht falsch noch richtig. Sie sind auch kein Nachteil oder Vorteil. Sie bringen Veränderungen in unsere Gesellschaft und bieten Möglichkeiten für mehr Demokratisierung unserer Gesellschaft, da es mehr Menschen möglich wird, an den gesellschaftlichen Diskussionen teilzunehmen und diese zu beeinflussen.

Jedoch beeinflussen diese Veränderungen unsere Gesellschaft in einer Form, wie diese bei der Schaffung unseres politischen und gesellschaftlichen Systems nicht erdacht wurde. Viele demokratische Entwicklungen erfolgen heute außerhalb der traditionellen politischen Strukturen. Wo sich in der Anti-AKW-Bewegung der 70ziger und 80ziger Jahre sich noch Bürgerinitiativen (mit Strukturen und Mitgliedern) auf regionaler und nationaler Ebene gebildet hatten, können heute einzelne Personen (z.B.: Greta Thunberg) unabhängig von ihrer Qualifikation allein durch ihre mediale Präzenz gewaltige weltumspannende Bewegungen auslösen. 

Durch die Möglichkeit, dass große Gruppen von Menschen durch individuelles Handeln Einfluss nehmen, entsteht eine Form der Schwarmintelligenz, die Gesellschaft und Politik, aber auch Unternehmen zwingt, sich in ihren Entscheidungen dem entstehenden Druck unabhängig von Wahlen (oder vom Umsatz) anzupassen.

Was gesellschaftlich richtig und was falsch ist Andererseits nutzen auch Unternehmen und Interressengruppen diese Möglichkeiten. Der Einsatz von „Big Data“ im Rahmen von „Predictive Marketing“ erzeugt heute eine gewaltige Macht für Einflussnahmen.

Die Schaffung von Normen und Regeln für alle diese Formen von Einflussnahmen und Manipulationen ist eine noch ausstehende gesellschaftliche Aufgabe. Werden hier im gesellschaftlichen Konsenz mit Kreativität Lösungen für diese Aufgabem gefunden, so entstehen möglicherweise ganz neue  Strukturen und Werte für neue, ggf. demokratischere Gesellschaft.

(Zur aktuellen Diskussion siehe: Digital-Politik, u. Internationale Digitalpolitik sowie netzpolitik.org )



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