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Ist Digitalisierung eine Frage des technischen Know-Hows

Eike Eilks, Interim Manager, Berater und Coach

Auch wenn die aktuellen Zahlen anderes befüchrten lassen, so denke ich das Corona zwar nicht vorüber ist, die Mehrheit von uns jedoch gelernt hat, mit den Viren umzugehen. Die Bedrohung ist also fast vorbei , Leben und Arbeit normalisieren sich. Den Medien zur Folge hatte die Pandemie neben allen Belastungen und schweren persönlichen Folgen aber auch einen positiven Effekt.

Unsere Unternehmen mussten sich mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen und viele haben gelernt, dass neben den traditionellen Arbeitswelten auch das Home-Office eine funktionierende Alternative für breite Teile der Belegschaft bietet. Die Unternehmen und ihre Mitarbeiter lernten digitale Kommunikationsformen zu nutzen. Corona hat, den Medien zufolge, damit einen Digitalisierungsschub in deutschen Unternehmen ausgelöst. Dieses erfolgte in kürzester Zeit und mit begrenzten Problemen.

War es das, sind wir jetzt Digital?


Digitalisierung ist jedoch wesentlich mehr als digitale Kommunikation und Home-Office. Digitalisierung oder genauer die digitale Transformation bedeutet Geschäftsprozesse neu zu denken und dabei digitale Mittel einzusetzen, um mit den bereits eingetretenen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft Schritt zu halten. Und diese gehen weit über digitale Kommunikation hinaus.

Digitalisierung bedeutet zum einen zwar repetitive Arbeiten an Rechner und Maschinen auszulagern und so Prozesse zu rationalisieren und zu optimieren. Hierbei bleiben die Prozesse aber erstmal die gleichen. Die so realisierten Ergebnisverbesserungen (u.a. durch Personalkostenreduzierung oder Minimierung von Fehlleistungen) wird jedoch von Konkurrenten mit den gleichen Mitteln nach kurzer Zeit ebenfalls erreicht werden. Ein klassisches Patt.

Wie entsteht der verlässlicher Benefit?

Der Wert von Unternehmen besteht im Know-How der Mitarbeiter. Die Nutzung dieses Know-Hows generiert die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Alle Mitarbeiter sollten sich also darauf konzentrieren, kreativ die Wertschöpfung des Unternehmens zu verändern und zu steigern. Dieses sollte letztendlich den Nutzen für die Kunden zu verbessern, der durch seine Aufträge die Existenz des Unternehmens sichert.


Hier können uns die neuen technologischen Möglichkeiten helfen. Die Innovation besteht jedoch nicht darin einfach neue Technologien einzusetzen. Eine wirksame und nachhaltige Innovation besteht darin,  Werte und Strukturen zu entwickeln, aufgrund derer das Unternehmen sein Existenzrecht in der Zukunft ableiten kann. Oder anders ausgedrückt: Sicherzustellen, dass die Kunden auch in Zukunft eine Daseinsberechtigung für das Unternehmen sehen, in dem sie Aufträge an dieses vergeben oder seine Produkte kaufen.

Die digitale Transformation führt zu einer Veränderung der Kultur und des Selbstverständnisses des Unternehmens. Kunden kaufen Produkte, wenn sie erwarten, dass der mit dem Kauf verbundene Nutzen größer ist als der mit dem Erwerb verbundene Aufwand. Ein solcher Wert ist aber immer subjektiv, auch wenn uns Investitionskostenberechnungen und die Bestimmung des ROI versuchen anderes vorzumachen. Der Wert eines Produktes besteht immer aus seinem Nutzen und dem ihm zugesprochenen Image, respektive dem Image des Lieferanten.

Innovation in der Vergangenheit bedeutete neue Produkte zu entwickeln und zu produzieren, um diese zu vermarkten. Man konzentrierte sich also auf das „Was“ und versuchte den Kunden einen mit diesem Produkt verbindbaren Nutzen zu verkaufen. Heute drängt sich der Kunde mit seinen Bedürfnissen in den Vordergrund. Unsere Kunden bestimmen heute, welchen Wert ein Produkt oder eine Leistung hat, bze. haben soll.

Innovation

Innovative Unternehmen fragen heute nicht mehr, ob ein Kunde etwas kaufen möchte. Sie fragen danach, welchen Bedarf ein Kunde hat, und wie das Unternehmen den Kunden in Bezug auf diesen Bedarf unterstützen kann. Aus dem „Was“ wird ein „Warum“, aus einem höflich-distanzierten Umgang wird ein herzlich-integrierender Umgang und mit einem Schlag steht der Kunde als Partner mitten im Wertschöpfungsprozess des eigenen Unternehmens.

Nicht zuletzt ergibt sich daraus ein weiterer Vorteil: Zur Innovationskraft und Kreativität des Unternehmens kommt die Innovationskraft des Kunden. Erstere ist fokussiert auf das „Wie“, letztere auf das „Was“ und „Warum“. Wir müssen hier ehrlich sein: Auch wenn wir unsere Kunden gut kennen, den Bedarf, den wir mit unserer Leistung erfüllen wollen, kennt niemand besser als unser Kunde.

Ein solches Vorgehen war in der Vergangenheit schwierig. Unsere Prozesse und Strukturen waren wenig flexibel. Kommunikation fand nur punktuell an meist vertraglich relevanten Punkten statt. Dieses funktionierte solange, wie die Märkte von den Anbietern dominiert wurden. Heute dominieren in den meisten Märkten die nachfragenden Kunden. Digitalisierung macht Information frei verfügbar, damit werden Anbieter und Produkte sehr vergleichbar. Um mit den Veränderungen Schritt zu halten ist dieses zu verstehen. Es entsteht die Notwendigkeit echte Mehrwerte aus Sicht der Kunden zu schaffen.

Der Mehrwert

Wenn es uns gelingt, das Wissen unserer Kunden und deren Kreativität in unsere Wertschöpfung zu integrieren, dann generieren wir echte Mehrwerte für uns uns für unsere Kunden. Zum einen erhält der Kunde das Produkt oder die Lösung, die er braucht. Zum anderen kauft er bei einem Lieferanten, von dem er, und das zu Recht, überzeugt ist, dass er ihn versteht.

Die technische Realisierung von Ansätzen, die dieses unterstützen, ist heute weniger das Problem. Wenn wir wissen, was wir verändern wollen, dann ist dieses im Regelfall auch umsetzbar. Sicher werden wir für viele Digitalisierungsansätze nicht das Know-How im Unternehmen haben, aber die Märkte von Dienstleistern sind transparent und so lassen sich die Experten finden, die unsere Anliegen realisieren. Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Es bleibt aber immer unsere Aufgabe die Themen und Schwerpunkte zu kennen, an denen wir beginnen etwas zu verändern und zu verbessern.

In der Vergangenheit stellten wir die Frage: „Wie können wir besser werden?“. Das war meist nach innen gerichtet: Kostenreduktion, Qualitätssicherung, Termintreue, Planeinhaltung, Marktpräsenz… Den Antworten folgend haben wir unsere Organisation verändert oder unseren Mitarbeitern Vorgaben gemacht, wie sie zu handeln haben. Im besten Falle agierte das Unternehmen, wie eine gut abgestimmte Maschine, in dem der Mitarbeiter Aufgaben und Funktionen übernimmt. Oft wurde dabei der Kunde übersehen und manche Optimierung verhinderte nachhaltig, dass wir dessen Wünsche realisierten.


Heute heißt die Frage: „Was wünscht, braucht und entflammt unsere Kunden?“ Oder: „Wie können wir ihm eine so positive Erfahrung gestalten, dass er sich nachhaltig für uns begeistert?“. Für Mitarbeiter in transformierten Unternehmen ist es selbstverständlich Verantwortung für die Bedürfnisse der Kunden zu übernehmen und sich als Teil eines unternehmensweiten Teams zu verstehen. Dieses ist sicherlich in kleinen Unternehmen einfacher zu erreichen als in großen Konzernen.

Dabei verlieren unsere Mitarbeiter jedoch nicht die wirtschaftlichen Aspekte unseres Unternehmens aus dem Auge.

Neben den fachlichen werden soziale Kompetenzen wichtig. Aus der funktionalen Struktur wird eine organisch-agierende Struktur, die sich dem Bedarf des Kunden verschreibt und dabei idealerweise so flexibel ist, wie sich auch die Bedürfnisse der Kunden ändern. Wir kommen also auch zum Thema der Agilität von Unternehmen und Unternehmensstrukturen. KMU’s haben gegenüber großen Unternehmen hier viele strukturelle Vorteile.

Fazit:

Die digitale Transformation ist in erster Linie eine Frage der Unternehmenskultur, die den Kunden als Partner sieht und diesen in den Mittelpunkt des eigenen Handelns stellt. Die Realisierung der notwendigen Technik ist dann ein lösbares Problem.

Wenn Sie mir mir über Ideen und Ansätze für den digitalen Transfer in Ihrem Unternehmen sprechen oder Konzepte diskutieren wollen, sprechen Sie mich bitte an. Ich freue mich auf jeden Austausch.

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